Moviestars & Hollywood Cocktails - Filmkritik "Casino Royal"

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talex

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"Casino Royal" (Columbia Pictures, 2006) - Mein erster Gedanke zur Pressemeldung, der neue Bond sei ein Blondkopf und komme aus ganz normalen Verhältnissen, war genau wie der vieler anderer: Was? Wie bitte? Eine Blondine als Bond-Darsteller? Ian Fleming wollte doch stets einen eleganten, am besten britischen Gentleman mit schwarzem Haar und entsprechend adäquatem Verhalten, aber doch bitte keine blonden Haare?!? Diesen Film muss man boykottieren, schon allein deswegen – denn dieser Tabubruch darf nicht ungestraft bleiben.

Mein erster Gedanke nach dem Besuch des Films war: cool, Wahnsinn, einfach geil! Ein neuer Bond, eine neue Storyline, ja überhaupt einmal wieder eine Storyline. Der neue Bond in "Casino Royal" mit Daniel Craig in der Hauptrolle überrascht in vielen Dingen, soviel steht fest. Bond tritt im Pokerspiel gegen einen Finanz-Spekulanten an, der Börsenkursen mit Attentaten auf die Sprünge hilft und so reichlich Geld für andere Bösewichte verdient. Weil es sein Job ist, vereitelt Bond einen Anschlag, der dem kreativen Finanzmann mal eben über 100 Millionen kostet. Einzige Lösung ist jetzt, das Geld beim Pokern zurück zu gewinnen, ehe die Investoren davon Wind bekommen, das nichts mehr davon da ist. Ein Film mit Überlänge, wer ihn sieht, weiß danach warum. Nichts ist wie vorher. Der Film beginnt mit einer Rückblende, wie Bond zu Bond wurde, vielmehr zu 007 – dem Doppelnull-Agenten seiner Majestät der Königin. In Schwarzweiß müht Bond sich ab, seine Sporen zu verdienen. Der erste Mord fällt schwer, der zweite – nun ja...

Es fließt viel Blut im neuen Bond-Streifen und Daniel Craig alias der "Mann mit der Lizenz zum Töten" spielt einen eiskalten Agenten, der ohne merkliches Zucken und ohne jedes Zögern seinen Job erfüllt. Eine erste Wendung, denn statt Hightech-Spielzeug von Q stehen in "Casino Royal" pure Action und knallharter Agenten-Alltag auf dem Programm. Und das von Anfang an. Aus dem Gentleman Bond ist fast eine Killermaschine geworden, die mehr an Hulk erinnert als an den Martini-Trinker der letzten Filme.

Bondfilme – ich kenne sie alle, manche mehrfach. Ich kann mich nicht erinnern, wann in einem Bond zuletzt weniger Frauen dessen Charme erlegen sind und dafür umso mehr Leichen im Keller versteckt wurden. Es wird klar gezeigt, dass Bond ein Killer ist, auch wenn sich manche Szene gegenüber vielen anderen Actionfilmen in Sachen roter Farbe zurückhält, was auch gut so ist – denn zuviel Blut passt schlicht nicht in einen Bondfilm. Dennoch sieht man durchaus kritisch auf den britischen Agenten: Gewalt ist eben nicht das Mittel für alle Zwecke. Ein Gewissen ist für diesen Job nicht von Vorteil.

Neu auch der Humor: war es schon in früheren Filmen üblich, reichlich Selbstironie zu üben, streut der neue Bond umso mehr Einlagen bis fast zur letzten Minute seiner Überlänge. So bestellt Bond nach einer herben Niederlage im Pokern an der Bar einen Martini und auf die bekannte, traditionelle Frage des Barkeepers "Geschüttelt oder gerührt?" antwortet unser Lieblings-Relikt aus dem kalten Krieg lediglich genervt: "Sehe ich aus, als ob mich das gerade interessiert?"

Hat Bond etwa vergessen, wie er seinen Martini mag? Natürlich nicht – aber auch zum Thema "Drinks" hat sich etwas getan. Der neue Bond-Cocktail heißt "Vesper", benannt selbstverständlich nach einer sehr nett anzusehenden jungen Dame, d.h. zumindest hier ist das neue Drehbuch den alten Regeln treu geblieben :) Einen "Vesper" mixt man mit 3 Teilen Gordon's, 1 Teil Smirnoff Red und einem halben Teil Lillet Blanc – geschüttelt, nicht gerührt. Als Deko kommt eine Zitronenspirale in das Martiniglas.

Die Wodka-Marke wechselte übrigens im Laufe der Jahre und Bondfilme. Im ersten "James Bond jagt Dr. No" wurde bereits Smirnoff verwendet, eine Marke die sich heute in amerikanischem Besitz befindet. Ian Fleming, Autor der Bond-Romanvorlage, betonte stets, dass ein Wodka-Martini am besten mit russischem Wodka gemixt werden sollte – und zwar einer aus Getreide, nicht aus Kartoffeln. In "Sag niemals nie" mit Sean Connery gab sich 007 auch mit Absolut Wodka aus Schweden zufrieden. Während "Der Hauch es Todes" und "Im Angesicht des Todes" kam endlich mal mit Stolichnaya ein russischer Wodka in den Shaker. Seit "Golden Eye" mit Pierce Brosnan als Bond kam dann der Smirnoff zurück. Einzige Ausnahme ist wohl eine Szene in der Badewanne im Film "Diamantenfieber", wo eine Flasche Martini zu sehen ist, allerdings als Vermouth-Marke und nicht als Premix-Martini in der Flasche, wie man ihn heutzutage vielleicht in mancher Gastronomie antrifft ;) Smirnoff hat zum Start von "Casino Royal" ein passendes Special auf seiner Website online gebracht – der Andrang scheint groß, denn peinlicherweise war zum deutschen Kinostart am Abend des 23.11.2006 die Website mit einer schönen Fehlermeldung down :D Vielleicht hätte man doch besser Q um Hilfe bitten sollen...

So bleibt neben einem neuen Rezept für den Martini des besten Geheimagenten von allen vor allem eines zurück: Der neue Bond ist einfach cool, passend zu seinen eisblauen und kühlen Augen. Dazu eine gehörige Portion Ironie. Es gibt nicht viele Dialoge im neuen Bond, aber wozu auch? Die Action verzichtet auf unglaubwürdige Stunts und es gibt sie endlich, die Storyline in einem Bondfilm, die Haken schlägt und überraschen kann. Nur eines blieb mir leider verborgen: Warum denken englischsprachige Produzenten nur immer, dass wir Deutschen österreichischen Dialekt oder die bayerische Sprache in Film-Synchros toll finden? Warum?!? Bitte sagt es mir, bitte!!! Ansonsten zieht ihn Euch rein, den neuen Bond. Am besten geschüttelt, nicht gerührt – versteht sich!

Link zu verfügbaren Trailern in der IMDB zum Film "Casino Royal"
Link zu Trailern und Teasern bei MovieMaze zum Film "Casino Royal"



http://www.cocktaildreams.de/upload/users/talex/kolumne/vesper_spirits.jpg

Passend zu diesem Bond-Film habe ich den Martini-Cocktail Vesper aus "Casino Royal" mit der Original-Rezeptur online gestellt:


6 cl Gordon's Gin
2 cl Smirnoff Red Vodka
1 cl Lillet Blanc Vermouth


Alles mit 3-4 Eiswürfeln mittellang shaken und dann strainen in einen Cocktail-Spitz bzw. Martiniglas. Unbedingt stilecht mit einer Zitronenspirale im Glas dekorieren!!! :)

Smirnoff Red Vodka ist nicht rot im Übrigen, manch anderer Pressebericht hat hieraus schon einen roten Vodka-Martini gemacht ;D Statt Lillet Blanc tut's zum Nachmixen sicherlich auch ein Noilly Prat Vermouth.

Viel Spaß beim Martini-Schlürfen und ich hoffe, dass ich zum Thema Wodka und James Bond ein bißchen zur Aufklärung beitragen konnte. Schaut Euch den Film an, wer Action-Filme mag und Geheimagenten ist hier auf jeden Fall richtig - Euer talex :D
 
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