Orangenlikör

der chiller

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so ich hab mich mal dran gemacht meinen eigenen orangenlikör zu machen. hier das rezept:

Zutaten:

1 kg Kandiszucker
3/4 l Wasser ( abgekocht)
6 Orangen mit unbehandelter Schale (vielleicht aus dem Bioladen)
1-2 Zitronen
0,1 l Weingeist (90%)
0,7 l Doppel-Korn
0,2 l Weinbrand (40-50%)
halbe Zimtstange

Zuerst müssen Sie den Kandiszucker zerkleinern. Danach wird er in einem Topf mit dem Wasser erhitzt und aufgelöst. Das Ganze abkühlen lassen.


In der Zwischen zeit die Orangen abreiben und auspressen. Die Schale, Zimtstange und den Saft mit dem Weingeist, Korn und Weinbrand in die Zuckerlösung geben.

Dann in eine heiß ausgespülte Flasche füllen und gut verschließen. Die Flasche(n) 3 Wochen an einem warmen Ort stehenlassen und täglich einmal kräftig durchschütteln. Hier kommt es Darauf an wie sehr man das Zimtaroma haben möchte. zwischenzeitlich Probieren und wenns einem zu viel wird die zimtstange herausnehmen.



Nach 3 Wochen Lagerung muss der Orangenlikör jetzt 2x durch ein nasses Küchentuch filtriert werden.
Die Flaschen erneut heiss und gut auswaschen und den Orangenlikör wieder einfüllen.
nun den Orangenlikör noch mit Zitronensaft abschmecken. (ich habe 1,5 kleine zitronen verwendet)

Jetzt den guten Tropfen noch einmal 3 Wochen ruhen lassen, damit er sein volles Aroma entfalten kann!

Anmerkung:
Ich habe meine Zimtstange 1,5 wochen in dem Likör gehabt.
Ich hatte kein Weingeist, habe anstatdessen (und jetz schlagt mich nicht) 0,01l stroh rum hineingetan. Mir gefällt er sogar so besser, da er ein etwas herberes Aroma bekommt ;)

so viel spaß beim selber machen hoffe ich habs ausführlich genug erklärt. habe ca 1,75 l herausbekommen.
 
Klingt sehr interessant, nur eine kurze Anmerkung:
Würde Orangen aus biologischem Anbau nehmen, das Wörtchen "unbehandelt" bedeutet nämlich nicht unbelastet und heißt nur das die Orange NACH der Ernte nicht mehr behandelt wurde !

 
Finde das auch sehr interessant und vielversprechend.
Die Herstellungsdauer ist zwar schon, heftig, aber ein Versuch ist es durchaus wert.

"0,1 l Weingeist (90%)
0,7 l Doppel-Korn
0,2 l Weinbrand (40-50%)"

Warum drei unterschiedliche Sorten von Ethanolstärken/Varianten?
Weinbrand gibt noch Geschmack, aber Weingeist und Doppelkorn?
 
Ich sehe das so:

Der Doppelkorn ist die neutral schmeckende, alkoholische Basis.

Der sogenannte Weingeist ist auch neutral, da er einfach Neutralalkohol ist. Er dient hier nur dazu den Alkoholprozentsatz etwas anzuheben.

Der Weinbrand dient dazu, den Likör geschmacklich abzurunden und ihn "weicher" erscheinen zu lassen.
Siehe auch Grand Manier mit Cognac Zusatz. - Strohrum geht eigentlich gar nicht.

Schade, das wir hier praktisch keine Bitterorangen bekommen. Dann könnte man sich mal an Nachbauten der großen Curacao-Orangenliköre v e r s u c h e n , ala Cointreau...
 
Weil ich das gerade lese, letztens in einem recht alten Buch ne interesante Methode gefunden, eigenen Triple Sec herzustellen :

Man nehme eine unbehandelte Bio Orange und hänge sie mit Schnüren in ein Glas,das man danach noch verschließen kann. das Boden des Glases ( sehr großes Gurkenglas oder so ) wird so mit 96% angefüllt,dass die Orange nicht berührt wird, und noch ein bisschen Platz ist. Das ganze stellt man in die Sonne für so ca 2-3 Wochen , wechselt dazwischen einmal die Orange aus oder so.
Wenn das ganze fertig ist, Orange raus, nach Geschmack süßen und verdünnen und dann aber noch stehen lassen , soll nach Angaben des Buches mit der Zeit noch besser werden ... , klang aufjedenfall interessant ...
 
Sorry Blise, es ist ja noch April und dieses Buchrezept ein Aprilscherz.
Das Buch ist nicht vertrauenswürdig.
Ist es ein altes DDR-Buch?
In der DDR hatte man im Spirituosenbereich einige Beschaffungsprobleme und hat versucht manche Spezialitäten nachzubasteln.
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Ein selbstangesetzter Orangenlkör ist ein feine Sache, aber kann nicht die anerkannten Spitzenprodukte ersetzen, da bei diesen eine bestimmte Pomeranzenart, die sogenannten Bitterorangen Verwendung finden sowie ausgeklügelte Produktionsverfahren.
Siehe auch folgenden hervorragenden Test:
http://ohgo.sh/archive/orange-liqueur-showdown/
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Wenn in einem Rezept ein Triple Sec gefordert wird, würde ich immer zu einem industriell gefertigten Spitzenprodukt wie z.B. Cointreau greifen.

Auch der Angel d`Or, der nach meinem Schmecken nicht mit Bitterorangenschalen hergestellt wird, ist im Cocktailbereich ungeeignet.
(Ausnahmen bestätigen die Regel, Berti ;) )
 
Wie schon gesagt,ist ein sehr altes Buch was ich halt so mal ausgegraben hab. Wenn ich wieder @ home bin scann ich mal die Bilder ein,der meint das tatsächlich ernst ( hat das ganze auch noch mit Zitrone angesetzt ), falls Interesse besteht poste ich gerne mal Bilder ;)
 
Ja, mach das, gute Idee
Interessant wäre auch schon mal der Titel, der Au-tor und ob das ein Buch der DDR ist.
 
Ich sehe das so:

Der Doppelkorn ist die neutral schmeckende, alkoholische Basis.

Der sogenannte Weingeist ist auch neutral, da er einfach Neutralalkohol ist. Er dient hier nur dazu den Alkoholprozentsatz etwas anzuheben.

Der Weinbrand dient dazu, den Likör geschmacklich abzurunden und ihn "weicher" erscheinen zu lassen.
Siehe auch Grand Manier mit Cognac Zusatz. - Strohrum geht eigentlich gar nicht.

Genau so ist das ganze gedacht gewesen... ja das mit dem stroh rum war auch nur eine notlösung gewesen aber komischerweise passt es weil es halt etwas herber schmeckt.. und hab da auch nicht die ganzen 0,1l sondern nur 10cl hineingetan.. (da machts echt die menge 0,1 würd es total zerstören aber so geht das ganz ok:))



also die sache mit dem tripple sec würd ich auch gerne mal probieren.. hab heute bei uns in frankfurt aufm markt bitterorangen gesehen also könnt ich mich versuchen :S^^ bei einem rezept^^
 
jaja ist ja ok^^ hab mich halt etwas vertan.. irren ist menschlich :D:D ich editier den mal oben^^
 
und hab da auch nicht die ganzen 0,1l sondern nur 10cl hineingetan.. (da machts echt die menge 0,1 würd es total zerstören aber so geht das ganz ok:))



;D ;D ;D ;D ;D

Ein TRAUM!!!
 
So das Buch ist von 2001 ( selbst überrascht ) , Walter Gaigg - Graz

"Bowlen,Punsche & Liköre"

Ich zitiere mal :

"Zutaten
1 Orange, vollreif, groß, unbehandelt
1/2 l Weingeist (96%ig)
0,7l Zuckerwasser ( mit destilliertem Wasser bereitet)

Zubereitung:
Der Weingeist wird in das Glas gegossen und die gut gewaschene Orange mit einem Bindfaden, den man kreuzweise um die Frucht führt und verknotet, wie in einem Netz ganz knapp über der Oberfläche des Weingeists aufgehängt. Am besten funktioniert dies, indem man die Enden der Fäden, die man unter dem Schraubdeckel des Gefäßes heraushängen lässt, mit dem Deckel festklemmt. Dabei empfiehlt sich die Hilfe einer zweiten Person. Die Frucht sollte den Alkohol nicht berühren. Wurde die Orange so befestigt, stelle man das Glas an einen warmen Ort und belasse es dort 2-3 Wochen lang. Nach dieser Zeit wird die Orange herausgenommen, der nun schön gelb gewordene Weingeist mit ca 0,7l Zuckerwasser vermischt und in Flaschen abgefüllt. Das Zuckerwasser sollte aus destilliertem oder zumindest abgekochtem Wasser bereitet werden, damit möglichst keine Trübungen entstehen. Die Zuckerzugabe richtet sich je nach dem angestrebtem Süßigkeitsgrad. Dieser Likör wird bei längerer Lagerzeit immer besser ( wenn man ihm die Chance läßt!)."

Zitat Ende ... Das Bild zeigt eine Orange die in ein Gurkenglas gehängt ist ....
 
Danke Blise. Sehr interessant. Der Autor ist kein Tor.
Eine sehr aussergewöhnliche Art der Extraktion.
Eine echte volkstümliche, do-it-yourself-Methode für Kleinstansätze.
Normalerweise gewinnt man diese Schalenöle durch Mazeration, Wasserdampfdestillation oder Kaltpressung.

Diese Schraubdeckelglas-/Bindfadenmethode ist so einfach wie genial. Gibt es dafür ein Fachwort?
Ich nenn sie mal die Saunamethode:
In der Sauna öffnen sich auch die Poren und man schwitzt.
In dem warmen Alkoholdampfklima im Glas ist es ähnlich: die Schale weicht auf und die ätherischen Öle treten aus und tropfen in den Alkohol. So einfach ist das.
Dann muss der Alkohol nur noch verdünnt und mit Zucker abgeschmeckt werden.
 
klingt ja ulkig... wer probierts aus?^^

könnte sogar funktionieren mit etwas glück XD


jaja ich weiß gelegentlich bin ich etwas verpeilt was so genaue mengen angeht :p
 
So, jetzt habe ich einen bebilderten link zur "Saunamethode". Echt einmalig. Sowas steht in keinem Fachbuch. Der "Orangenlikör anderer Art" :
http://hamster01.blog.de/?tag=lik%F6r - Der zweite Beitrag der Seite

Aber es ergibt keinen vermixbaren "Triple Sec"...
Trotzdem: einzigartige Likör-Herstellung. Absolut verblüffend.
 
Auch der Angel d`Or, der nach meinem Schmecken nicht mit Bitterorangenschalen hergestellt wird, ist im Cocktailbereich ungeeignet.
(Ausnahmen bestätigen die Regel, Berti ;) )
Es gibt so vieles was im ersten Moment ungeeignet zum mixen erscheint, aber beim 2. hinsehen doch sehr gut verwendbar ist...vieles sogar besser zum mixen als zum Pur trinken
 
Habt ihr ein paar gute Beispiele, an denen man sich das besser vorstellen kann?
 
Das wäre auch meine Frage.
Das würde die Philosophie "Der Cocktail ist so gut wie seine schlechteste Zutat" konterkarieren, durchkreuzen.

Ich persönlich glaube auch, daß es zu dem Satz A u s n a h m e n gibt.
Mein Versuch "Feine Rezepte mit Cola" zu finden, zeugt davon. www.cocktaildreams.de/forum/index.php?board=2;action=display;threadid=5185

Eine Zutat, die pur nur wenig schmeckt, sollte aber, meiner Meinung nach, nur in kleinen bis kleinsten Mengen eingebracht werden. Nur dann k ö n n t e sie Sinn machen.

Ich denke da z.B. an Absinth, den einige hier (unverständlicherweise ;) ) pur, bzw. mit Eiswasser nicht trinken würden, der aber trotzdem dem Sazerac erst den Pfiff gibt.


Es gibt so vieles was im ersten Moment ungeeignet zum mixen erscheint, aber beim 2. hinsehen doch sehr gut verwendbar ist...vieles sogar besser zum mixen als zum Pur trinken

Gibt es noch mehr Beispiele?
 
Sehr wahrscheinlich sind die Drinks mit solchen "Außnahme-Zutaten" nicht zwingender Maßen schlecht. Die Frage ist dann: Funktioniert das in jedem Cocktail mit der Zutat? Und: Wird der Drink mit "besseren" Zutaten auch noch schmackhafter?

Ich stelle mir nur folgendes vor: Ein Gast kennt eine Zutat in einem Drink nicht und fragt ob er sie pur probieren kann: "Ja können sie, aber schmeckt pur nicht so gut..." :D
 
So sehe ich das auch:


.. Die Frage ist dann:
-Funktioniert das in jedem Cocktail mit der Zutat? ...
[/quote]

Nein


-Wird der Drink mit "besseren" Zutaten auch noch schmackhafter?
[/quote]

Wahrscheinlich
 
Das würde die Philosophie "Der Cocktail ist so gut wie seine schlechteste Zutat" konterkarieren, durchkreuzen.

Nicht unbedingt. Die Einschätzung, ob man eine Zutat für geeignet hält, hängt vor allem von der eigenen Vorstellungskraft und Erfahrung ab. Ob man eine Zutat als gut oder schlecht bewertet, hängt davon ab, ob sie einem schmeckt. Manche Zutaten schmecken schon pur gut, andere mag man erst Kombination mit anderen Zutaten. In diesen Fällen kommt es darauf an, ob man eine passende Kombination kennt, in der die Zutat punkten kann.

Die Bewertung gut oder schlecht kann also mal recht offensichtlich sein, oder aber in den schwierigeren Fällen sehr subjektiv vom Erfahrungshintergrund des Bewerters abhängen.

Kandidaten für diese Fälle sind im Prinzip alle Zutaten, die ein so heftiges Aroma haben, dass sie pur genossen nur wenige Anhänger begeistern können. In Kombination mit anderen Zutaten, also verdünnt, ist man dann wiederum froh, dass das Aroma stark genug ist, um dem Getränk genügend Ausdruck zu verleihen.

Konkret trifft das natürlich auf Bitters zu, aber auch ein starker Gin oder Whiskey kann seine Stärken erst im Mixgetränk voll ausspielen. Dass eine Zutat pur nicht schmeckt, muss also nicht zwangsläufig bedeuten, dass sie schlecht sei.

Der geübte Geschmack lässt in den meisten Fällen der Erstverkostung einen zuverlässigen Schluss zu, wie ein Produkt zu bewerten ist und ob es sich zum Mixen eignet. Aber bei aller Erfahrung kann es doch immer wieder vorkommen, dass man neue Aspekte einer Zutat entdecken kann, neue Einsatzmöglichkeiten, an die man vorher nicht gedacht hat. Dann kann eine Neubewertung erforderlich werden. Ist eine Zutat schlecht, kann auch der Cocktail damit nichts werden. Ergibt sich ein guter Cocktail, kann die Zutat so schlecht nicht sein, sondern nur ggf. "schwierig".
 

Sehr wahrscheinlich sind die Drinks mit solchen "Außnahme-Zutaten" nicht zwingender Maßen schlecht. Die Frage ist dann: Funktioniert das in jedem Cocktail mit der Zutat? Und: Wird der Drink mit "besseren" Zutaten auch noch schmackhafter?[/quote]

Was auch immer im jeweiligen Fall eine "bessere" Zutat ist, sei mal dahingestellt. Ich kann mir gut vorstellen, das z.B. der sicher in vielen Rezepten besser geeignete Cointreau in diesem Rezept nicht so gut passt und den Trank weniger schmackhaft macht. Es hängt also vom Einzelfall ab.

Ich stelle mir nur folgendes vor: Ein Gast kennt eine Zutat in einem Drink nicht und fragt ob er sie pur probieren kann: "Ja können sie, aber schmeckt pur nicht so gut..." :D
[/quote]

Na klar, wenn der Gast Angostura Bitter probieren will... ;D
 
An der Argumentation von Tiefenrausch ist meiner Meinung nach sehr viel Wahres dran.

Für mich fehlt da nur noch ein entscheidener Punkt: Es gibt die von Tiefenrausch angesprochenen Produkte, die nicht jedem schmecken (vorallem pur). Dann gibt es aber auch jene, die einfach minderwertig sind.
Was ich meine ist: Du kannst Bacardi White nehmen oder Sierra Tequila. Dann mixt du so viel dazu, dass das schlechte Aroma der beiden weg ist und hast etwas, was durchaus schmecken könnte (Sicherlich nicht jedem).
Im weitesten Sinne hast du dann immer noch einen Cocktail, aber mit einer minderwertigen Spirituose/Zutat. Da oben genannte Produkte sowieso kein Rum/Tequila typisches Aroma haben, ist es ja nicht so schlimm, dass du sie "platt" gemacht hast.

Von daher würde ich hier doch die Unterscheidung machen, zwischen "schmeckt pur nicht" und "ist minderwertig".
 
Super interessante Diskussion. Alles fein auseinandergedröselt.
Was ich immer schwierig finde und wo ich noch keine echte Antwort habe, ist:
Kann man "gut" und "schlecht" objektivieren.
Bei Geschmack ist das fast unmöglich.

Schon die Bemerkung "schmeckt pur nicht" spaltet in Lager.

Das Urteil: "minderwertig" - übrigens nur zu gebrauchen im Vergleich zu etwas, was man als "hochwertig" bezeichnet - ist zum Teil objektivierbar. Das ist ein sehr gut zu gebrauchender Begriff.

Man kann objektiv Anbaugebiete, Qualität der Grundlagen, Herstellungsverfahren, Reifezeiten und Fehler, Geschmacksfehler feststellen. Das sind zumindest Hinweise.
 
Für mich fehlt da nur noch ein entscheidener Punkt: Es gibt die von Tiefenrausch angesprochenen Produkte, die nicht jedem schmecken (vorallem pur). Dann gibt es aber auch jene, die einfach minderwertig sind.

Ja, ein wichtiger Punkt. Es gibt genügend sehr eindeutige Fälle (Sierra etc.).

Dazwischen gibt es dann die volle Bandbreite mehr oder weniger solider Produkte, die z.B. vielleicht etwas einfach, nicht ganz so fein, aber ohne große Fehler und mit ordentlich Aroma daherkommen. Hier gehen die Bewertungen dann wieder etwas auseinander. Ich meine diese Zutaten, die keine Spitzenprodukte sind, aber von vielen ihrer Geschmacksfülle wegen geschätzt werden, während andere sie als zu derb empfinden. Die, mit denen man besser keinen Old Fashioned macht, aber vielleicht einen Sour, Daiquiri oder Planters Punch.
 
Geschmack lässt sich gar nicht objektivieren.

Jein.
Niemand weiß „definitiv“, was guter Geschmack ist.
Wir lehren ihn trotzdem. Denn es gibt gute Beispiele.
Geschmack lässt sich bilden.
 
Geschmack ist zunächst einmal eine reine Sinneswahrnehmung und ist abhängig von der DNA des Einzelnen.

Grundsätzlich schmeckt also jeder nicht gleich, weil die Vorraussetzungen verschieden sind, die man so hinnehmen muss.

Aber wozu haben wir überhaupt Geschmack?
Hörts sich blöd an, aber es ist erstmal dazu da und Genießbares von Ungeießbarem zu unterscheiden.

Geschmack wird dabei nicht nur von der Zunge geprägt (nur ca. 20%), wesentlich stärker durch Geruch und Aussehen.

Wir erfahren das ganze Leben lang. Unser Geschmack wird immer weiter ausgebildet (mehr oder minder stark natürlich).

Durch Erfahrung ändert sich der Geschmack bzw. dessen Verarbeitung im Gehirn.
Daher kann man eben den "Geschmack" oder besser die Empfindung durch Training koordinieren und dabei ein wesentlich differenziertes Gesamtbild erhalten.

Es kann aber auch genau das Gegenteil geschehen.
Man kann durch gezieltes künstliches, übertriebenes Aroma den Geschmacksinn trüben oder besser gesagt dem Gehirn signalisieren, dass es einem egal sein kann, was ankommt, hauptsache süß oder fleischig/fettig.

Das Signal kommt zum einem bei der Zunge und Nase durch Geschmacksverstärker wie Zucker, Salz, Alkohol, aber auch bedenkliche Stoffe wie Glutamat zustande. (Ja, Alkohol ist auch bedenklich, aber nicht irreführend).

Das Auge wird mit Werbung versorgt, die an jeder Ecke lauert, die jeder kennt, von der überall gesagt wird, wie schlimm sie ist, aber fast jeder ohne Sinn und Verstand konsumiert, meist ohne das die Person es merkt.
Es werden Geschmacksmuster vermittelt, die einfach, aber dominant sind und somit Wiedererkennungswert haben.

Wiedererkennungswert ist wichtig. Es ist absolut notwendig um Marken heraufzubeschwören. Denn was dir Gruppe kauft, das kauft auch das Gruppenmitglied.
Dazu gezielte Werbung und es ist "Marke".

Man wird zur Marionette der (Nahrungsmittel)industrie.

Natürlich wird dies noch anderweitig ausgenutzt, indem Stoffe beispielsweise in Windeln platziert werden, damit sie später in Joghurts den Kindern besser schmecken und ja "besser" sind als der aus dem Bioladen um die Ecke (Vanille beispielsweise).

Dies geschieht aber auch durch gezielte Verabreichung in Pseudomarkenrestaurants wie McDoof.

Ich will hier keine Diskussion entfachen über die Gefahr von Lebensmittelkonzernen.
Mir geht es themenbedingt grundlegend um die Aussage:
Jeder Geschmack ist individuell geprägt.

Die Prägung kann gut oder eben auch schlecht sein.
Gute Prägung heißt eben, dass man in der Lage ist
Geschmack differenziert zu betrachten, gleichzeitig aber auch in der Lage ist das Geschmackkonzept zu betrachten und Schlüsse zu ziehen.

Es bringt einem der "beste" Whiskey nichts, wenn man ihn mit viel Cola vermengt und dann trinkt.
Das kann man sich sparen. Wissen wir.
Wir haben eben die Erfahrung gemacht, das da noch mehr ist.

Aber das eben da noch mehr ist hat auch einen Grund.
Gemacksrichtungen zu kombinieren funktioniert eben nur, wenn man Regeln einhält.
Regeln die natürlich nirgendswo stehen.
Diese Regel kann man auch einfach beim Namen nenen:

Harmonie

Letzendlich geht es um Genuss.
Genauer gesagt: Befiedigung, Genugtuung.

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man auf zwei Art und Weisen satt werden kann.

Zum einem durch Volumen (Bauch kurz vorm platzen und Gehirn siganlisiert: es reicht)

Durch Genuss (Gehirn wurde verwöhnt und will erstmal nicht mehr -> Sättigung)

Welches wohl besser ist, brauch ich wohl nicht erläutern.
Warum ich mich deshalb vor FastFood und ähnlichem drücke so gut es geht ist damit auch klar.

Also meine zweite Aussage:

Harmonie ist wichtig um die Genugtuung zu erhalten.

Harmonie ist aber nicht dort zu suchen, wo man beispielsweise in der Musik die Klassik erwartet.
Die Harmonie ist ein breites Feld, ein Feld was überall herrscht, nur verschieden wahrgenommen wird.

Nach der Harmonie im Glas zu streben ist die Kunst um die es bei uns hier im Forum geht.

Geschmack ist nicht objektiv, aber es ist fassbar.


Ich hoffe, ich bin nicht ganz so weit abgeschweift und man konnte mich verstehen.
Man merkt, ich werde da schnell etwas politisch und auch parteiisch.
 

Wir erfahren das ganze Leben lang. Unser Geschmack wird immer weiter ausgebildet (mehr oder minder stark natürlich).

Durch Erfahrung ändert sich der Geschmack bzw. dessen Verarbeitung im Gehirn.
Daher kann man eben den "Geschmack" oder besser die Empfindung durch Training koordinieren und dabei ein wesentlich differenziertes Gesamtbild erhalten.
[/quote]

Deshalb ist Geschmack auch nicht objektivierbar. Es gibt somit keinen "guten" oder "schlechten" Geschmack, aber ein ausgebildetes und differenzierendes Geschmacksempfinden und eben das Gegenteil.


Es bringt einem der "beste" Whiskey nichts, wenn man ihn mit viel Cola vermengt und dann trinkt.
[/quote]

;D, kein Kommentar...


Gemacksrichtungen zu kombinieren funktioniert eben nur, wenn man Regeln einhält.
Regeln die natürlich nirgendswo stehen.
Diese Regel kann man auch einfach beim Namen nenen:
Harmonie
[/quote]

Warum kann man ein Werk als Kunst bezeichnen und ein anderes als Kitch?
Warum kann man einen Trank als "edlen Tropfen" bezeichnen und einen anderen als Fusel?

Weil es eben doch Kriterien und Regeln gibt, die bei der Beurteilung helfen und diese nachvollziehbar machen. Urteile sind somit keine Willkür-Entscheidungen, schweben nicht im luftleeren Raum, sondern können "geerdet" werden. - Es gibt Kriterien um das Objekt zu beurteilen. Die Balance ist ein ganz wichtiges.


Letzendlich geht es um Genuss.
Genauer gesagt: Befiedigung, Genugtuung.
...
Harmonie ist wichtig um die Genugtuung zu erhalten.
...
Nach der Harmonie im Glas zu streben ist die Kunst um die es bei uns hier im Forum geht.

Geschmack ist nicht objektiv, aber es ist fassbar.
[/quote]

Das Beste kommt zum Schluß.
Großartige Sätze. Insgesamt das Beste was ich seit langem zu dem Thema gelesen habe.
Vielen Dank hannibal!







 
Sehr schöne Reflexion zum Thema, Hannibal! Dem ist nicht mehr viel hinzuzufügen, nur noch ein Gedanke:

Genugtuung braucht nicht nur Harmonie, sondern auch ein Erlebnis, einen Reiz, eine gewisse Spannung im Rahmen der Harmonie. Deshalb gibt es Mixgetränke, die zwar harmonisch, aber langweilig erscheinen, und andere, die den Genießer befriedigen.
 
Schön ausgedrückt.
Deshalb liebe ich auch die Sours. Wegen der inneren Spannung des Drinks...
 

Warum kann man ein Werk als Kunst bezeichnen und ein anderes als Kitch?
Warum kann man einen Trank als "edlen Tropfen" bezeichnen und einen anderen als Fusel?

Weil es eben doch Kriterien und Regeln gibt, die bei der Beurteilung helfen und diese nachvollziehbar machen. Urteile sind somit keine Willkür-Entscheidungen, schweben nicht im luftleeren Raum, sondern können "geerdet" werden. - Es gibt Kriterien um das Objekt zu beurteilen. Die Balance ist ein ganz wichtiges.
[/quote]

Ja, genau.
Nur was ist Balance? - Ein Zusammenspiel, was sich gegenseitig erst richtig zur Geltung bringt und eine Harmonie herstellt/sicherstellt. Soweit okay.
Nur wo steht geschrieben, wann oder warum dies zutrifft...

Das Beste kommt zum Schluß.
Großartige Sätze. Insgesamt das Beste was ich seit langem zu dem Thema gelesen habe.
Vielen Dank hannibal!
[/quote]

Vielen Dank!
 

Sehr schöne Reflexion zum Thema, Hannibal! [/quote]

Dankeschön!


Dem ist nicht mehr viel hinzuzufügen, nur noch ein Gedanke:
Genugtuung braucht nicht nur Harmonie, sondern auch ein Erlebnis, einen Reiz, eine gewisse Spannung im Rahmen der Harmonie. Deshalb gibt es Mixgetränke, die zwar harmonisch, aber langweilig erscheinen, und andere, die den Genießer befriedigen.
[/quote]

Danke für die Ergänzung, da hast du vollkommen Recht.
 
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