Deutsche Ess- und Trinkkultur

Flos-Saftladen

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Im "letzte gekaufte Flasche" Thread wurde das alte Problem angesprochen, dass Freunde und Bekannte zwar durchaus immer wieder für stilvollere Drinks als z.B. Longdrinks mit billigen Spirituosen zu begeistern sind, das jedoch für einen großen Teil derer absolut kein Grund ist, deswegen an der Stelle umzudenken und sich von billigem Gesöff (Bacardi, Pitu, Sierra) abzuwenden.

Mich würde an der Stelle der Grund dafür interessieren, denn mit Logik kann das nicht viel zu tun haben, denn viele gute Spirituosen sind kaum teurer als die schlechte Markenware (Finsbury Gin statt Gordon's, Velho Barreiro oder Nega Fulo statt Pitu, Appleton Estate V/X oder Matusalem Platino statt Bacardi). Die Verfügbarkeit ist ein Problem (ich z.B. wollte lange Zeit nicht im Netz bestellen ; warum auch immer ;D ::)) aber das hält doch heutzutage kaum noch jmd, ab ???

Ich bin fast sicher, dass das vor allem mit der deutschen Ess- und Trinkkultur zu tun hat. Es geht den meißten vor allem darum, satt zu werden. Möglichst günstig natürlich. Die Qualität ist da häufig zweit oder drittrangig. Auch für die Zubereitung wird sich kaum noch Zeit genommen, dass Abends ein Essen auf dem Tisch steht ist vielfach ein notwendiges Übel nach einem harten Tag.
Bei Getränken sieht es nicht anders aus. Ob es uns passt oder nicht, wir sind mit der Liebe zum Essen und Trinken, sowie seiner Zubereitung in der Minderheit! In Frankreich z.B. ist das nach meiner Erfahrung ganz anders! Da darf Qualität auch gerne etwas Geld kosten. Anders sieht es hierzulande im Elektronikmarkt aus: steht nicht Sony oder Samsung drauf, vermuten viele gleich mangelhafte Qualität und greifen lieber zu Produkten, die diese attraktiven Markennamen tragen. Hier wird genau auf Qualität geachtet und man lässt sich diese auch etwas kosten. Das billigere Produkt taugt ohnehin nichts...

Mir ist bewusst, dass das nicht für alle gilt und gerade hier dürfte diese Darstellung nicht auf Bekanntheit stoßen, aber in der großen Breite trifft das sicherlich zu, zumindest nach meiner Erfahrung.

Wie sieht das der Rest? Fehlt "den Deutschen" die Ess- und Trinkkultur? Ist beides reiner Selbstzweck? Hauptsache günstig satt, hauptsache möglichst günstig möglichst betrunken? Ist "uns" Genuss kaum etwas wert?

Und wenn doch, wie kommt es dann, dass viele die besseren Getränke ausschlagen und stattdessen zu billigem greifen?
 
Das Wort Deutschland lässt sich wunderbar durch Österreich ersetzen.
Die Franzosen sind auch nicht besser allerdings wird der Mythos Essen wie Gott in Frankreich geschickt aufrecht erhalten.
Bei Internetbestellungen fällt leider Porto an. Jemand der nur zum Feiern eine Flasche braucht geht schnell Abends in den Supermarkt und kauft dann ein. Eine Internettbestellung hat etwas mit Planung zu tun und die wenigsten wollen soviel kaufen dass kein Porto entsteht.
 
Soweit ich mich entsinne war Pitu zum Beispiel als die Caipiwelle Deutschland erreicht hat der einzige erhältliche Cachaca in den Supermärkten, also war Pitu auch DIE Marke zu der man gegriffen hat. Danach kamen nach und nach neue erhältliche Cachaca Sorten, aber man kannte halt den Pitu und die meisten waren beim Caipirinha damit zufrieden.
Er hat halt geschmeckt , das man einen weitaus besseren mit anderen Produkten herstellen kann ist erstmal zweitrangig.

Bei Sierra Tequila hat glaube ich sogar der schreckliche Geschmack dazu beigetragen das der so Populär wurde mit Salz und Zitrone. Herrlich wenn alle das Gesicht verzogen haben bei ner Runde Tequila. Ich bestelle ne Runde Tequila .. "OH NEIN"...-> "Och komm"! Menschen sind halt komisch ;D

Ich greife bei Chips auch immer nach Funny Frisch, ob das jetzt die besten sind oder die schlechtesten weiß ich gar nicht.
Mir schmecken die gut und ich weiß was ich bekomme für meine 1,50 € (Seit Kindestagen an), habe mich aber auch noch nie mit dem Thema Chips beschäftigt , wenn ich das tun würde würde ich vielleicht ganz andere Chips Essen oder gar welche selber machen.
 
Ja, das Porto hat auch mich immer wieder zurückschrecken lassen. Dann habe ich regelmäßig was beiseite gelegt, da sich die Produkte häuften, die nicht mal im Goßmarkt zu erstehen sind. Da bleibt dann nur noch das Netz, wenn man die nächste Stufe erklimmen möchte und ich habe gestern abend zu spüren bekommen, wie sehr sich das lohnt.

Aber die Personen, über die wir hier sprechen, kennen ja mindestens einen von uns. Für sie ist es also kein Problem an diese Spirituosen dran zu kommen, ich denke jeder von uns würde für einen Freund eine Flasche mitbestellen.

EDIT: Mixael, kannst ja mal ein Chips Blindtasting machen ;)

 
Was die Trinkkultur angeht, so finde ich trifft auf etwa die Hälfte der Koblenzer Gäste zu: "Drinks machen Leute" oder "Du bist was du trinkst"

So gibt es bestimmte Trinkertypen, denen man aufgrund ihres Gebaren fast schon Ihre "typische" Bestellung ansehen kann. Gäste, die sich selbst offensichtlich als intellektuelle Elite wahrnehmen, greifen häufig zum Gin & Tonic und betonen ihre intellektuelle Überlegenheit gerne mit einem immergleichen (Premium-)Markenwunsch: "Aber nur mit Bombay bitte." Man(n) ist ja schließlich von Welt.

Auch sehr unsympathisch sind mir die 10er Grüppchen von 18 bis 20 Jährigen die ohne Hallo zu sagen reinkommen, sich in die letzte Ecke verkriechen, dir einen Cocktailbon von 5 Long Islands und 5 Sex on the Beach vor die Nase zaubern und Witze über dich machen sobald du dich von ihnen weg drehst nachdem du jeden Drink einzeln auf ihrem Tisch serviert hast.

Es gibt noch einpaar andere Trinkertypen hier, allerdings sind mir diese restlichen eigentlich alle sympathisch.

Generell scheint es jedoch schwer diese Trinkgewohnheiten auf indirektem Wege (Anbieten der Cocktailkarte, zurückhaltende Frage ob es noch ein Digestif sein darf) zu durchbrechen, was ja auch nicht im Interesse eines guten Gastgebers liegt, dessen Interesse im zufrieden verbrachten Abend des Gastes liegt, jedoch sehr wohl im Interesse der Bar, die an Cocktails einfach mehr Geld als an 3 Kölsch oder 2 Glas Rotwein verdient.

Ich denke hier haben es Bars und auch Gastgeber zu hause in größeren Städten deutlich leichter, denn hier sind die Menschen tatsächlich etwas mehr "von Welt".
 
Aber auf den eigentlichen Punkt kommt das noch nicht:

Ja, Pitu waren so viel ich weiß die ersten. Dass die Masse dazu greift entspricht den Regeln des Kapitalismus, eine breite Welle der Ablehnung und der Erleuchtung ist nicht zu erwarten, im kapitalistischen System käme das ja einer Anarchie gleich. Mir geht es darum, dass es uns oft nicht gelingt, Freunde und Bekannte zu überzeugen. Dass ich nicht morgens aufstehe und denke: "ich glaube Pitu ist garnicht so gut ich probiere mal was anderes", das ist klar. Aber wenn wir jmd. gute Drinks machen, diese bei ihm auch ankommen, aber den Aha-Effekt nicht auslösen, das verstehe ich nicht. Dieses: "Schmeckt viiiel besser, aber nächstes Wochenende trink ich wieder schön meinen Bacardi Cola, schön billig und so, 5 Stück davon, das knallt!" Und das ist für mich bisher durch NICHTS zu erklären, warum da der Anspruch nicht steigt.
 
Jemandem, der Auto fahren will,
kannst du kein Fahrrad verkaufen,
denn damit kann er nichts anfangen ...

Jemandem, der Tennis spielen will,
kannst du keinen Golfschläger verkaufen,
denn damit kann er nichts anfangen ...

Jemandem, der Genießen will,
kannst du keinen Vollrausch verkaufen,
denn damit kann er nichts anfangen ...

Jemandem, der sich schnell betrinken will,
kannst du keinen Genuß verkaufen,
denn damit kann er nichts anfangen ...

 
Klar, d'accord!

Das große ABER ist aber eben: es geht hier um Leute, die diesen Genuss durchaus erkennen und ihn in dem Moment schätzen, ihn anerkennen, feststellen, dass unsere Drinks die besseren sind. Es geht ja nicht um Leute aus ner Hafenkaschemme, sondern um Leute, die durchaus noch Geschmacksnerven besitzen.

Es stellt sich die Frage: wieso lässt ein Mensch, der zum Genuss fähig ist, nicht darauf ein? Wenn ich genießen kann, das weiß hier denke ich jeder, dann gibt es nichts schöneres als das. Warum weichen Menschen, Menschen die das erkannt haben, wieder davon ab?
 
Hier greift einer der vielen falschen Leersätze von Karl Marx ausnahmsweise doch mal,
aber auf andere Weise als er es damals meinte:
Das Sein bestimmt das Bewusstsein.

Geschmack ist ein Sozialisationsprodukt.
Wenn du es als junger Mensch nicht gelernt hast,
kulinarische Aspekte beim Essen und Trinken zu würdigen,
wenn zuhause die Schnelle Küche, das Convenience Food und die Tiefkühlpizza dominierte,
ist nicht zu erwarten, dass auf einmal die große Entdeckerfreude ausbricht.

Geschmacksbildung ist ein Prozeß, den man Schritt für Schritt gehen muss.
In der Regel kann man keine Stufen überspringen - es sei denn mit Hilfe des Forums ;).

Gerade du TigalinaBar bist doch das beste Beispiel
für den Anfang eines Geschmacksbildungsprozesses.
Nachdem du uns hier im Forum gleich zu Beginn kenntnisfrei
minderwertige bis mittelmäßige Produkte empfohlen hattest,
hast du heute gerade wieder den nächsten Wow-Effekt gehabt...
Du bist infiziert. Dich hat es gepackt.
Ein Schritt folgt dem anderen.

Andere können auch orale Genüsse schätzen, aber sie haben für sie nicht den Stellenwert, wie bei vielen hier.
Vielleicht fahren sie lieber schnelle Autos oder geniessen lieber eine Zigarre oder lieben Filme oder ...



 
Geschmack ist ein Sozialisationsprodukt.
Wenn du es als junger Mensch nicht gelernt hast,
kulinarische Aspekte beim Essen und Trinken zu würdigen,
wenn zuhause die Schnelle Küche, das Convenience Food und die Tiefkühlpizza dominierte,
ist nicht zu erwarten, dass auf einmal die große Entdeckerfreude ausbricht

Word!
Und gerade darum bin ich bei vielen meiner Freunde verwundert. Die stammen überwiegend aus gutem Hause, haben immer von allem das beste gehabt. Heute essen sie aber tatsächlich Dinge, die deren Eltern nicht mal mit ner Kneifzange anfassen würden (Tiefkühlpizza u.a.) und trinken alles was günstig ist und einigermaßen schmeckt. Aber das sind eben Drinks, die genauso einigermaßen schmecken, wie es eine TK Pizza tut.
Heißt: es hat ein Rückschritt stattgefunden und das verstehe ich nicht. Deren Selbstverständnis liegt weit über deren teilweisen Lebensstil. Wobei dann teilweise das hier greift:

Vielleicht fahren sie lieber schnelle Autos oder geniessen lieber eine Zigarre oder lieben Filme oder ...

Ich sag nur: Klamotten, I pod, ...

Nur: es ist eben auffällig, das so oft an der Kulinarik gespart wird und das hier gesparte ohne Hemmungen in anderes gesteckt wird (I pod, Klamotten,...). Vielfach hab ich da den Eindruck, dass es viel um Außendarstellung geht. Klamotten vor allem, sind ein Genuss, der stark nach Außen orientiert ist. Der Genuss jedoch ist was persönliches, privates, keiner sieht, ob ich gut gegessen hab, gut getrunken hab. Ich denke, das spielt eine Rolle. Will ich ein Statussymbol für mich, oder will ich es für die anderen?
 
Der Thread ist jetzt schon etwas älter, aber seht ihr eine Änderung in der Gesellschaft?

Ich nicht, und von Cocktails abgesehen, will ich mich davon auch nicht ausnehmen.

Es ist teils eben auch immer eine Frage der Masse bzw der finanzen.
Gerade wenn es zb um Fleisch geht.

Ich liebe zb Rindersteak und würde wenn wir grillen gerne das essen, nur will man eben nicht nur 1 steak essen.
Deswegen macht man sowas 1 oder 2 mal im Jahr und bei den anderen Grillgelagen, nimmt man liber Pute oder Schwein und mariniert es selbst.


Ähnlich ist es für die Asbach und Baccardifraktion eben bei cocktails.
Klar trinken sie gerne White russian, mai tais, pina coladas, gute caipis, würden aber sich nie die mühe machen wollen, sich alle zutaten zu kaufen plus equipment.
erstens zu teuer, zweitens zu viel aufwand. Online suchen, produkte vergleichen, accounts einrichten, bestellen, auf rechnung warten, onlinebanking überweisen, drei tage warten.

Die wollen Caipi und zwar morgen oder heute abend, dann geht man in den Supermarkt und meist gibts bei dem Pitu sogar den Stößel dazu (übrigens genialer Trick, genauso wie Baccardi mit einem billigen Plastikshaker zu verkaufen).


Bei anderen Sachen sind wir doch genauso.
Jeder hat sicher schon mal ein selbstgebackenes frisches Brot irgendwo gegessen, das extrem gut war.
Trotzdem hat keiner angefangen zu recherchieren, hat zutaten gekauft und angefangen Brot zu backen, sondern kauft weiter beim Bäcker etc.
 
Ich sehe einiges an Änderung in der Ess- und Trinkkultur in Deutschland. "Die Küche" sehe ich da im allgemeinen einige Jahre voraus im Vergleich zur Bar oder auch anderen Arten von Schankwirtschaften.

Mal ein paar Beispiele:
In den letzten wenigen Jahren haben sich Kochsendungen im Fernsehen als wesentlicher Teil des Nachmittagsprogramms etabliert. Da kann man sicherlich fragen, ob das jetzt so relevant ist, aber ich betrachte das wie den Aperol Sprizz in der Bar: will keiner so richtig wahrhaben, hat sich aber zu einem wesentlichen Umsatzträger entwickelt, weil so viele Leute einfach mal einen bestellen. Auch Cocktails tauchen im Fernsehen häufiger und in wesentlich besserer Qualität auf, nicht nur in Serien wie Mad Men. Der SWR hat zum Beispiel in seiner täglichen Nachmittagssendung "Kaffee oder Tee" das Thema über die letzten Jahre immer wieder aufgegriffen und zwar auf sehr ordentlichem Niveau! (ok, das war jetzt Eigenwerbung ;D )

Frische Zutaten haben sowohl in der Küche als auch an der Bar einen Platz gefunden. Auch in den bekannten TexMex Ketten findet man immer häufiger frische Zitrussäfte und Personal an der Bar, das damit auch was anfangen kann, ganz zu schweigen von wirklich beeindruckenden Spirituosensortimenten. Letztere gibt es auch in immer mehr Supermärkten, meist zusammen mit mit einem Konzerneigenen Bio- und einem ebensolchen Feinkostsortiment. Das macht auch den Reformhäusern zu schaffen, die mit dem Milchersatz-auf-Getreibeasis-Angebot mancher Discounter nicht mehr mithalten können. Ok, das ist überspitzt, aber meinen Grundstock an Bioobst und -gemüse habe ich eine Zeit lang bei Aldi (Süd) gekauft.

Im Weinbau gibt es die sogenannten "Jungen Wilden", also Winzer, die neue Kellertechniken, Rebsorten, Cuvees und weiß ich nicht was auf den Markt werfen, und das mit Erfolg. Craft Beer wird in irgendeinem auflagenstarken Wochenmagazin schon als der neue zu verachtende Hipster-Trend beschrieben.

Von hinter der Bar (bzw. von hinter verschiedenen Bars mit sehr unterschiedlichem Publikum) mache ich die Beobachtung, dass immer mehr sehr junge Leute (höchstens Anfang 20) sich tatsächlich für das interessieren, was sie konsumieren und auch erstaunlich viel darüber wissen. Auch mein Beruf erntet inzwischen häufig wohlwollende Anerkennung und ernsthaftes Interesse und nicht mehr nur Fragen nach dem richtigen Job.

Ob das nun alles immer richtig ist, ob so viel Bio überhaupt sinnvoll produziert werden kann, ob vieles nicht doch nur eine Mode und kein echter Trend ist, lässt sich damit noch lange nicht beantworten, aber das war ja auch nicht die Frage. Eine Änderung im Bewusstsein für den eigenen Konsum nehme ich bei immer mehr Menschen wahr. Und das finde ich grundsätzlich erstmal eine positive Entwicklung. Mehr werden darf es trotzdem noch.
 
Das Zutaten auch in den einfachen Supermärkten verfügbar sind, stimmt da hast du recht.

Erinnere mich noch, wie wir vor 7 oder 8 Jahren (damals noch in der Ausbildung) durch die Stadt getigert sind, auf der Suche nach Blue curacao Sirup und es denn einfach nirgends gabs)
Generell hat man damsl nur 2 oder 3 Liköre/sirups von bols, monin etc im supermarkt gefunden, heut meist 10 oder mehr.

Heute findet man den in quasi jedem mittleren Supermarkt.

Das nur als Beispiel.

In einem Punkt muss ich dir aber wiedersprechen.
Ja es gibt mehr Kochsendungen, aber bedeutet das, dass mehr gekocht wird?
Hier würde ich eher fast sagen, dass Gegenteil ist der Fall.

Auch verschiebt es sich eher zu den Extremen.
Früher konnten die meisten einigermassen gute Hausmannskost hinkriegen, wenige kochten wenig bzw nutzten fastfood, premade etc, und ganz ganz wenige wagten sich an komplizierte Sachen.

Heute ist der Anteil mit der Hausmannskost fast schon ausgestorben.
Kenne so einige, die mir zwar erklären können bzw zeigen könnten, wie man Sushi macht, aber keine Rindsroulade und Spätzle hinkriegen würden.

Bzgl der Mexikobars wie sie eben alle heisen, habe ich die Erfahrung gemacht, dass man denen wirklich auf die Finger schauen muss.
Das Backboard sieht oft nicht ohne grund so schön aus, weil es quasi kaum benutzt wird.
Da steht im Backboard zwar 100% AgavenTequilla, aber in den Cocktails landet dann "Tequilla" der Hausmarke, gegen den selbst der Hütchentequilla teils gut dastehen würde.

Bist du dir bei den Bars nicht etwas des Sample Biases bewusst?
Denn wer hinter einer cocktailbar steht, kriegt eben es auch überdurchschnittlich mit Leuten zu tun, die sich für cocktails interessieren ;)
 

In einem Punkt muss ich dir aber wiedersprechen.
Ja es gibt mehr Kochsendungen, aber bedeutet das, dass mehr gekocht wird?
Hier würde ich eher fast sagen, dass Gegenteil ist der Fall.

Auch verschiebt es sich eher zu den Extremen.

Das sehe ich ähnlich wie Du, allerdings ging es ja auch um die Frage nach einer gesellschaftlichen Veränderung, nicht um eine bestimmte Richtung dabei.
Ich beziehe meine Beobachtungen eher auf Handel und Gastronomie. In der Gastronomie gehen z.B. auch Marktanalysten davon aus, dass sich zwei Arten von Konzepten behaupten können, nämlich authentische, spezialisierte kleine Konzepte und Systemgastronomie. Auch das geht in die von Dir beschriebene Richtung. Die klassische Gaststätte mit von allem etwas und nichts richtig stirbt aus.

So ist das wohl auch mit der Hausmannskost. Auf der anderen Seite sprießen DIY-Communities auch für alle möglichen Lebensmittel aus dem Boden. Es wird also durchaus mehr und auch auf höherem Niveau selber gemacht, aber nicht unbedingt von mehr Leuten, falls Du verstehst, was ich meine.

 
Ich denke, man kann Menschen unter anderem auch in 2 Gruppen aufteilen.

Die einen bewerten Dinge und deren Besitz höher, die anderen Erlebnisse und Erfahrungen.
In Deutschland überwiegt meiner Erfahrung nach die Gruppe der Leute, die Dinge gegenüber Erlebnissen bevorzugen.

Mir persönlich geht es ja genau so, Dinge die ich längerfristig besitze, da bin ich weitaus weniger preissensibel, einfach weil die DVD auch noch in 2 Jahren bei mir sein wird, egal ob sie nun 20 oder 30€ gekostet hat, oder der Sessel 400.

Bei Produkten die man verbraucht hat man eben oft danach das Gefühl "und war es das jetzt wert"?
Speziell bei sehr teuren Produkten.

ich bin jetzt einfach mal so ehrlich und sage, dass ich ein 400€ 5 Gang Sterneessen, für das ich selbst bezahlen müsste, wohl nicht wirklich genießen könnte, einfach weil mir dabei im Kopf herumspuken würde, dass ich dafür mein Motorrad komplett überholen lassen könnte, oder eine neue Beamerleinwand kaufen könnte oder endlich mal den PC aufrüsten könnte.

Bei einem Gegenstand für 400€ habe ich ihn eben danach daheim, bei einem teuren WEin für 400€ ist der nach einem Abend weg. (und wenn er korkt kann ich ihn nicht zurückgeben)
 
Hui...der Thread ist ja schon echt richtig alt.

Ich oute mich mal als absoluten Genussmenschen. Ich mache viele Dinge selber (im Moment ist ein Früchtebrot in der Mache) und koche mit frischen Zutaten. Mittlerweile hat sich mein Geschmack verfeinert und ich vertrage viele der Convenience-Produkte nicht mehr unbedingt. Natürlich kenne ich auch die andere Seite - alleine schon aus meinem Elternhaus. Meine "Mutter" konnte im übrigen so gar nicht kochen und hat es sogar fertig gebracht, eine Fertigpizza totzubacken (Temperatur zu hoch, Backzeit viel zu lange :rolleyes:).

Bei den Getränken bin ich noch ganz am Anfang und probier mich noch durch. Dazu kann ich also noch nicht so viel sagen. Aber wenn es ein Cocktail sein soll, dann muss er mir/uns schmecken und dann will ich da auch nicht an vernünftigen Zutaten sparen. Mein Mann und auch ich vertreten den Standpunkt "Kauf dir gleich was vernünftiges, dann hast du auch ein sehr gutes Endergebnis und musst nicht nachbessern" oder anders gesagt "billig gekauft ist zwei Mal gekauft". Das ist nicht nur bei Essen und Trinken so, es zieht sich durch unser komplettes Leben - sei es Werkzeug, sei es Kleidung oder was sonst noch.
 
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